Vergiftungen durch Pilze: Verwechslungen können tödlich sein
Vergiftungen durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze kommen immer wieder vor. Die Giftinformationszentren der Länder beantworten jedes Jahr einige Tausend Anfragen zu Pilzen.

„In Deutschland gibt es sehr giftige Pilze, die wie essbare Pilze aussehen. Auch erfahrenen Sammlerinnen und Sammlern können hier Verwechslungen unterlaufen“, sagt Dr. Yuri Bruinen de Bruin, Leiter der Fachgruppe Nationales Vergiftungsregister am BfR. Beliebte heimische Speisepilze sind zum Beispiel der Wiesenchampignon oder der Täubling. Diese Pilze werden immer wieder mit dem Grünen Knollenblätterpilz verwechselt, der sehr giftig ist. Die in diesem Pilz enthaltenen Giftstoffe können Leberversagen verursachen, deshalb kann bereits der Verzehr einer geringen Menge tödlich sein. Etwa 10 Prozent aller Anfragen bei GIZ im Zusammenhang mit einer möglichen Pilzvergiftung werden von Knollenblätterpilzen verursacht. Diese wachsen von Juli bis Oktober vor allem in Laubwäldern, sind aber auch in Parkanlagen zu finden. Das BfR schätzt, dass Knollenblätterpilze für mindestens 80 Prozent aller tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich sind.

Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet, da bei ihnen schon kleine Mengen zu schweren gesundheitlichen Schäden führen können. Nicht alle Pilze verursachen die gleiche Vergiftungssymptomatik. Eine Pilzvergiftung kann mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Oft beginnt sie jedoch mit Unwohlsein, begleitet von Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Was tun, wenn es doch passiert ist? – Maßnahmen bei Pilzvergiftungen

  • Bei Unwohlsein nach einer Pilzmahlzeit sollte immer unverzüglich eine Ärztin, ein Arzt oder ein Giftinformationszentrum konsultiert werden.
  • Keinesfalls sollte eine Therapie ohne ärztliche Anordnung erfolgen: Selbst vermeintlich harmlose Maßnahmen wie das Auslösen von Erbrechen können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, z. B. wenn Erbrochenes in die tiefen Atemwege gelangt. Milch kann die Aufnahme von Giften fördern.
  • Im Falle einer Vergiftung können Reste der Pilze, die beispielsweise vom Putzen oder von der Mahlzeit stammen, unter Umständen auch Erbrochenes, wichtige Hinweise zur Bestimmung der Pilze (auch Sporenanalyse) liefern. Diese Reste sollten daher aufgehoben werden.
  • Andere Personen, die ebenfalls von der Pilzmahlzeit gegessen haben, sollten informiert werden und sich ebenfalls ärztlich untersuchen lassen, auch wenn bisher keine Symptome aufgetreten sind.

Wie mit Pilzen umgehen, um einer Vergiftung vorzubeugen?

  • Um sich vor Pilzvergiftungen zu schützen, sollte man grundsätzlich nur Pilze sammeln und zubereiten, die man sicher als Speisepilze erkennen kann. Pilz-Apps sind zwar eine gute Möglichkeit, sich allgemein über eine Pilzart zu informieren, sie erlauben jedoch oft keine eindeutige Identifizierung der Pilze. Eine zuverlässige Erkennung von Pilzen durch Apps ist also keineswegs gewährleistet, deshalb sollten solche Apps nur mit großer Vorsicht verwendet werden.
  • Pilze müssen frisch zubereitet werden.
  • Eier des Fuchsbandwurms können sich an Wildpilzen anheften. Um ein sicheres Abtöten der Keime zu gewährleisten, ist es empfehlenswert, sie bei einer Temperatur von 60 bis 80 Grad Celsius für mindestens fünf Minuten zu kochen.
  • Rohe Speisepilze im Salat führen oft zu Unverträglichkeitsreaktionen. Deshalb sollte jede Pilzmahlzeit mindestens 15 Minuten gekocht werden.
  • Pilzgerichte können nach kurzer Aufbewahrung im Kühlschrank ein zweites Mal aufgewärmt werden.

In vielen Städten und Regionen gibt es Pilzberatungsstellen oder Personen, die über umfangreiche und nachgewiesene Kenntnisse in der Pilzbestimmung verfügen. Sollten Sie sich unsicher sein, ob es sich um einen giftigen oder essbaren Pilz handelt, ist es empfehlenswert, eine Pilzberaterin oder einen Pilzberater zu konsultieren. Auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie finden Sie Informationen über die Pilzsachverständigen. Auch die Giftinformationszentren der Länder vermitteln bei Vergiftungen oder Verdachtsfällen bei der Bestimmung von Pilzen entsprechende Kontakte zur Identifizierung. (Bundesinstitut für Risikobewertung)